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Stiftung Wagerenhof, Unterstützen, Wohnen

Ein Ort der Geborgenheit - auch nachts

Monika, Kommunikation

14. Februar 2025

Wenn abends im Wagi alles zur Ruhe kommt, beginnt für den Pflegedienst Nacht der eigentliche Arbeitstag. Nacht für Nacht sind sechs Mitarbeitende im Einsatz, kontrollieren auf drei grossen Rundgängen jedes einzelne Zimmer und helfen dort, wo sie gebraucht werden. Sie sorgen dafür, dass der Wagi auch in der Nacht ein Ort der Geborgenheit ist.

In Leichter Sprache

  • Rund 250 Bewohnerinnen und Bewohner schlafen im Wagerenhof.
  • Es ist wichtig, dass sich immer alle wohlfühlen - auch in der Nacht. 
     
  • Damit alle ruhig schlafen können, arbeitet ein Team in der Nacht.
  • Das Team heisst Pflegedienst Nacht. 
  • Sechs Personen arbeiten pro Nacht.
  • Das Team ist gut ausgebildet und über alles Wichtige informiert.
     
  • Jede Nacht kontrolliert das Team alle Zimmer. 
  • Es gibt immer viel zu tun.
  • Zum Beispiel Einlagen wechseln, Position im Bett verändern und vieles mehr.

Zu sechst im Einsatz

«Wir sind alle Nachteulen», sagt Joyce lächelnd und öffnet die Tür zum grossen Büro. Dort sitzen bereits die Arbeitskolleginnen und Kollegen und lesen sich für die bevorstehende Nacht ein. Der Pflegedienst Nacht besteht aus insgesamt fünfzehn Mitarbeitenden. Sechs von Ihnen sind pro Nacht im Einsatz.

Um dem Status eines Pflegeheims gerecht zu werden, muss der Wagerenhof gesetzliche Vorgaben einhalten – etwa in Bezug auf die Anzahl der diensthabenden Fachpersonen und deren Qualifikationen. Für die kommende Nacht bedeutet dies konkret, dass Joyce und Yvonne die Verantwortung tragen. Als diplomierte Pflegefachfrauen erfüllen sie die gesetzliche Vorgabe und stellen sicher, dass die Bewohnenden professionell betreut sind.

 

Briefing für die Nacht

Beim Schichtwechsel von Tag auf Nacht muss alles schnell gehen. Als erstes trifft sich Joyce mit Florian von der Gesundheitspraxis, der heute Spätdienst hat. Auf Übergabeblättern sind sämtliche relevanten Informationen für die Nacht zusammengetragen, sortiert nach Wohngruppen und Bewohnenden. Konzentriert gehen die beiden die Liste durch. «Bewohner Samuel* auf der Wohngruppe ist weiterhin unruhig, er bekam am Morgen nochmals Medikamente, es besteht kein Verdacht auf Schmerzen.», berichtet Florian. Ein weiterer Bewohner hat hohes Fieber - knapp 40 Grad. Es sind viele Informationen. Joyce ist ganz bei der Sache, macht sich da und dort Notizen. Eine Bewohnerin leidet an erheblichen Hüftbeschwerden, unauffällig ist glücklicherweise eine Bisswunde. Erwähnt werden auch schmerzende Furunkel oder auffällige Diarrhö. Die Liste ist lang. Falls nachts ein Notfall eintreten wird, muss Joyce wissen, was zu tun ist.

Übergabe auf den Wohngruppen

Während für Florian der Feierabend ansteht, beginnt für Joyce der Arbeitstag erst richtig. Keine Spur von Ruhe - im Gegenteil. Der Pflegedienst Nacht weiss, dass die Betreuungspersonen nur noch kurze Zeit auf den Wohngruppen sind – deren Schicht wird zwischen neun und zehn Uhr enden. Es ist es deshalb wichtig, dass alle relevanten Informationen rechtzeitig an die Diensthabenden der Nacht übergeben werden. Die sechs Mitarbeitenden machen sich schnell auf den Weg zu den Wohngruppen.

Rund um die Uhr sicher

Der erste grosse Team-Austausch  war für neun Uhr angesetzt. Doch die Nacht folgt ihrem eigenen Rythmus: Hier ein Anruf, dort eine Rückfrage – die Ruhe im Wagi-Quartier ist längst nicht eingekehrt. Das Team hat alle Hände voll zu tun. Erst deutlich nach neun Uhr haben alle ihre Informationen von den Wohngruppen bekommen und machen sich zurück auf den Weg ins Büro. Doch schon wieder meldet sich das Telefon. Joyce schaut auf das Display und schmunzelt. Ein Bewohner meldet sich schon zum dritten Mal auf dem Ringruf. Sie nimmt den Anruf entgegen und eine fröhliche Männerstimme singt ins Mikrofon. Nicht absichtlich. Der Alarmruf des Bewohners ist so eingestellt, dass man ihn hört, wenn er Töne von sich gibt - zum Beispiel wenn er Schmerzen hat. Um diese Zeit singt er sich jedoch lediglich in den Schlaf. Das Team weiss Bescheid, alles ist im grünen Bereich. Der ganze Wagerenhof ist mit insgesamt 98 Notruf-und Überwachungsgeräten ausgestattet. Für die Sicherheit der Bewohnerinnen und Bewohner sind diese Geräte enorm wichtig.

Keine Nacht wie die andere

Endlich findet der Team-Austausch statt. Weiterhin bleibt der Takt straff. Um elf Uhr beginnt bereits der erste von drei grossen Rundgängen. Bis dahin muss das Team über alles informiert sein. Joyce geht die Blätter durch, die sie zuvor mit Florian besprochen hat. Die Kolleginnen und Kollegen geben ihrerseits Einblick in die Situation auf den Wohngruppen, die sie eben besucht haben. Ein Bewohner sei beim Zahnarzt gewesen. «Erschrickt nicht, wenn alles voll Blut ist», entwarnt die Kollegin die Situation. Ein besonderes Auge müsse auf jenen Bewohner geworfen werden, der heute beim Zebrastreifen einen Epi-Anfall hatte. Das Gespräch wird jäh unterbrochen durch einen Notruf. «Was isch los? Wo bisch?», fragt Joyce. Sie überlegt nicht lange, zu dritt machen sie sich sofort auf den Weg zur Bewohnerin, die angerufen hat. Im Zimmer ist ein Büchergestell gekippt. Die Bewohnerin mag sich nicht mehr genau erinnern, was passiert ist. In Tränen aufgelöst sitzt sie auf dem Bett. Während sie Joyce auf mögliche Wunden kontrolliert, kocht die Kollegin eine Tasse Tee zur Beruhigung. Danach wischen sie mit «Schüfeli und Besen» die Scherben weg. Der Vorfall wird - wie alles andere - im Rapport festgehalten.

Einlagen wechseln, Positionen ändern und vieles mehr

So nimmt die Nacht weiter ihren Lauf. Auch wenn es auf den Rundgängen um zwei und fünf Uhr morgens etwas ruhiger zugeht, bleibt für die sechs Mitarbeitenden weiterhin viel zu tun. Jedes einzelne Zimmer wird zur Sichtkontrolle aufgesucht. Viele der Bewohnenden sind schwerst behindert und müssen sorgfältig neu gelagert werden, damit keine Druckstellen entstehen. Mehr als 100 Einlagen wechselt das Team in einer Nacht. Auch WC-Begleitungen gehören zum nächtlichen Alltag. Von Zurücklehnen kann keine Rede sein. Das Team hat einmal nachgezählt: In einer Schicht legen sie gemeinsam rund  70'000 Schritte zurück. Die Frage, ob Joyce in einer Nacht auch mal mit Müdigkeit kämpft, wirkt fast überflüssig. Sie lacht nur und schüttelt den Kopf. Wenn viel los ist, bleibt keine Zeit, müde zu werden. Und sie hat sich an den nächtlichen Rhythmus längst gewöhnt. «Ich liebe diesen Job», sagt sie. Die Nachtschicht bringe ein Stück Freiheit mit sich – zum Beispiel dann, wenn man an einem freien Tag die leere Badi geniessen könne. Wohlverdient!

* Die mit Stern markierten Namen sind geändert, zum Schutz der Privatsphäre.

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