Im Wagi betreuen wir Bewohnerinnen und Bewohner mit schweren Behinderungen. Oft können sie ihre Bedürfnisse nicht mitteilen. Als Pflegeheim gehört es zu unserem Auftrag, das Wohlbefinden der Bewohnenden zu sichern – unter anderem durch eine verlässliche und individuell abgestimmte Medikamentenabgabe. Ein Blick hinter die Kulissen unserer medizinischen Abteilung.
Luca* lebt seit 15 Jahren im Wagerenhof. Mit einem Lächeln im Gesicht fährt er flink im Rollstuhl durch die Gänge. Wenn er etwas mitteilen möchte, tippt er es in seinen Sprachcomputer. Tagsüber arbeitet Luca im Technischen Dienst und verteilt als Kurier Pakete auf dem ganzen Wagi-Areal. Sein Alltag im Rollstuhl stellt hohe Anforderungen an den Körper: Rückenschmerzen, Verspannungen oder andere Beschwerden treten regelmässig auf. Umso wichtiger sind eine optimal angepasste Rollstuhlkonstruktion, regelmässige Physiotherapie und – wenn nötig – auch medikamentöse Unterstützung.
Im Wagerenhof arbeiten medizinische und agogische Fachpersonen eng zusammen. Jede Kundin und jeder Kunde verfügt über ein elektronisches Kundendossier, in dem die Krankengeschichte lückenlos dokumentiert wird. Wenn sich bei Luca plötzlich der Gemütszustand verändert, fällt das dem Betreuungs- und Pflegepersonal schnell auf. Veränderungen wie Antriebslosigkeit oder Rastlosigkeit können Hinweise auf körperliche oder psychische Beschwerden sein. Für unsere Fachpersonen der agogischen und medizinischen Abteilung sind sie ein Signal, noch genauer hinzuschauen. Es gehört zu ihrem Auftrag, zu beobachten und zu reagieren. Das Wohlbefinden der Bewohnerinnen und Bewohner steht dabei immer an erster Stelle.
Die Veränderung von körperlichen oder psychischen Beschwerden kann Anpassungen notwendig machen - unter anderem auch bei der pflegerisch-medizinischen Versorgung. Bei über 250 betreuten Menschen eine organisatorische Herausforderung! Die sogenannten «Blisterkarten» helfen unserer Gesundheitspraxis, jederzeit eine verlässliche und sichere Medikamentenversorgung zu gewährleisten. Mediblist Schweiz – eine Dienstleistung der Central Apotheke in Olten – nimmt eine wichtige Funktion in diesem komplexen Zusammenspiel ein. Mit modernster Robotertechnik und unter Aufsicht von Fachpersonal befüllt sie für den Wagerenhof die Wochenblisterkarten. Die Produktion erfolgt in einem zertifizierten Reinraum unter höchsten Qualitätsstandards.
Für die Menschen im Wagerenhof kann es lebenswichtig sein, dass Medikamente zur richtigen Zeit und in der passenden Dosierung verabreicht werden. Nur geschultes Personal kann sicherstellen, dass sich Medikamente in ihrer Wirkung nicht gegenseitig beeinträchtigen. Pro Kunden gibt es eine Blisterkarte. Sie deckt den Medikamentenverbrauch von sieben Tagen ab. Die Tabletten und Kapseln sind in einzelnen Kammern verpackt. Pro Tag respektive pro Zeile gibt es fünf Kammern. Für jede dieser fünf Kammern kann eine individuelle Einnahmezeit festgelegt werden.
Carla und Simona Aeberhard leiten die spezialisierte Apotheke als Familienunternehmen. Sie sind stolz, dass sie das erste zertifizierte Blisterzentrum für Wochenblisterkarten der Schweiz sind. Hohe Anforderungen und strenge Kontrollen sind nötig, um diesem Standard zu entsprechen. Im Reinraum ist das Personal nur mit Schutzbekleidung zugelassen. Die Arbeitsflächen werden in einem externen Labor regelmässig mikrobiologisch überprüft. Viele Abläufe sind automatisiert. Bei der Verblisterung werden die Fachpersonen von modernen Robotern unterstützt. Die An- und Auslieferung der Medikamente ist digital dokumentiert. Und letztendlich ist die Fehlerquote dank mehrstufigen Kontrollen von Menschen und Computern auf ein Minimum reduziert.
In der Automatisierung erwähnt Florian aus der Gesundheitspraxis vom Wagerenhof einen besonders grossen Vorteil: Der Inhalt jeder Blisterkarte wird fotografiert. Eine im Roboter integrierte Kamera macht dies möglich. Mithilfe eines aufgedruckten QR-Codes kann die Medikamentenabgabe somit jederzeit zurückverfolgt werden. Jede Charge ist durch eine Chargennummer eindeutig identifizierbar. Weshalb das so wichtig ist? Forian bringt es auf den Punkt: Wenn Fehler passieren, sind sie rekonstruierbar.
Das Familienunternehmen in Olten schafft es, trotz Automatisierung und Digitalisierung den Wagerenhof auf eine sehr persönliche Weise zu betreuen. Carla trägt als Co-Geschäftsleiterin und promovierte Apothekerin die Verantwortung dafür, die Prozesse rund um die Medikamentenvergabe zu überwachen. «Auf jeder Blisterkarte sind die Namen und Porträt-Fotos abgebildet», erklärt sie. «Zwar kennen wir die Patientinnen und Patienten nicht persönlich, doch über die vielen Jahre der Zusammenarbeit sind gewisse Beziehungen zu den Bewohnenden des Wagerenhofs entstanden.»
Der Kurier fährt mindestens einmal pro Woche von Olten nach Uster, um die neuen Blisterkarten zu bringen. Wenn Luca mit der angepassten Medikation wieder Antrieb findet und lachen kann, haben sowohl der Wagerenhof als auch die Apotheke in Olten ihr Ziel erreicht. Das Wohlbefinden und die Lebensqualität unserer Bewohnerinnen und Bewohnern zu fördern und ihnen damit ein Stück Lebensfreude zurückzugeben.