7:45 Uhr – noch ist es ruhig im Wagerenhof. Bald aber trifft etwas sehr Wichtiges ein: die tägliche Post. Sie bringt nicht nur sinnstiftende Arbeit, sondern auch Freude, Überraschungen und manchmal ein kleines Stück Glück.
Damit all das zuverlässig am richtigen Ort ankommt, gibt es im Wagerenhof den Betrieb «Technik & Dienstleistungen». Er hält die Infrastruktur in Stand und übernimmt logistische Aufgaben im Alltag. Dort arbeiten Fachpersonen gemeinsam mit Teilnehmenden der Tagesgestaltung.
Der Wagerenhof ist mit rund 250 Bewohnenden und etwa 600 Mitarbeitenden gross. Entsprechend viel Post trifft täglich ein und muss an viele verschiedene Empfängerinnen verteilt werden. Die Geschäftskorrespondenz wird vom Empfangsteam verteilt. Briefe für Bewohnende und Pakete übernimmt das Team Dienstleistung.
Barbara, Kostia und Remo beginnen ihren Dienst um 8 Uhr. Ab 8:30 Uhr trifft das ganze Team ein: zwölf Teilnehmende der Tagesgestaltung. Nach der Begrüssung bleibt nicht viel Zeit zum Plaudern übrig, denn es wartet jede Menge Post auf prompte Zustellung.
Los geht’s mit dem ersten Botengang. Reto schnappt sich gleich die erste Lieferung. Ein grosses Paket mit Inkontinenz-Material muss auf eine Wohngruppe. Ausgerüstet mit Wagen und der Lieferbestätigung geht er los. «Es macht mir Spass, die Pakete zu verteilen. Ich mag es, über das Wagi-Gelände zu laufen und geniesse es, wenn ich allein unterwegs bin.» Zügig geht er voran. Reto kennt die schnellsten Wege. Auf der Wohngruppe angekommen, meldet er sich an und liefert das Paket ab. Eine Unterschrift wird eingeholt als Zustellbestätigung und schon geht’s zurück, wo Kostia bereits die nächste Lieferung vorbereitet. Dieses Mal ohne Wagen, da das Paket klein und leicht ist.
Zwischenzeitlich ist auch Mira eingetroffen, die seit eineinhalb Jahren in der Dienstleistung arbeitet. Sie kennt den Wagi in und auswendig - und der ist gross: Insgesamt gibt es 21 Wohngruppen verteilt auf neun Gebäude sowie verschiedene Büros. Mit ihrer Box, die am Rollstuhl befestigt wird, fährt Mira zielgerichtet auf die Wohngruppen und liefert ab. «Vor einiger Zeit habe ich mich bei einem Botengang auf einer Wohngruppe eingeschlossen.» Die Türen der WGs lassen sich aus Sicherheitsgründen nur mit einem Badge von innen öffnen. «Niemand war dort und ich konnte nicht raus. Sofort habe ich den Empfang angerufen und schon bald kam Hilfe. Heute lache ich darüber, aber damals hatte ich schon etwas Angst.»
10 Uhr: Zeit für eine Pause. Sorgfältig wird von Barbara ein «z’Nüni» mit Früchten, Reiswaffeln und Tee vorbereitet. Gemeinsam setzt man sich hin. Nicht so Isabelle, kurz Isa genannt. Sie holt dann die soeben eingetroffene Post für die Bewohnenden am Empfang ab. In der Dienstleistung angekommen, verteilt sie die Post in die jeweiligen Fächer der Wohngruppen, die mit den entsprechenden Piktogrammen versehen sind. Diese Post wird später verteilt. Im heutigen Poststapel liegt ein Brief für Mira. Isa übergibt ihn Mira sofort. Ein Freudenschrei! Einen handgeschriebenen Brief zu bekommen ist für unsere Bewohnenden immer etwas Besonderes. Sofort öffnet Mira den Brief und Remo darf ihr den Text vorlesen.
Kaum ist die Pause vorbei, kommt der nächste Lieferwagen mit Paketen ins Wagi. Der Chauffeur kennt das Areal gut und weiss, dass er vorsichtig fahren und alle Winkel im Blick haben muss. «Es gibt Fahrer, die teilweise sehr unachtsam und viel zu schnell über das Areal fahren. Das melden wir der Spedition sofort. Für unsere Bewohnenden können gefährlichen Situationen entstehen. Das tolerieren wir nicht.» erklärt Remo.
Mira, Iris und Manuel haben eine abnehmbare Box an ihren Rollstühlen befestigt, die grosse und schwere Pakete fassen kann. Dies ermöglicht ihnen, fast alle Lieferungen ohne Unterstützung auszuführen. Auch bei Manuel, der schon lange im Team ist, macht die Box den Unterschied und kann zusätzlich zum Fanen genutzt werden. Der gelb-blaue HC Davos Kleber, sein Lieblings-Eishockeyclub, ist prominent auf seiner Box vertreten.
Das gesamte Team der Dienstleistung macht seinem Namen täglich Ehre. Sie sind die fleissigen Boten, die jede Lieferung zuverlässig und prompt an den richtigen Ort bringen. Neben der Brief- und Paketverteilung sind sie auch für die Auslieferung des gesamten Büro- und Hauswirtschaftsmaterials zuständig. Zusätzlich organisieren sie Massenversände für externe Firmen und falten und verpacken Briefe. Sinnstiftende Arbeit ist hier gelebter Alltag. Hier wird jeden Tag viel geleistet. Gemeinsam erbringen sie alle einen unverzichtbaren Dienst und manchmal, wie in Mira's Fall, überbringt man sogar ein «Briefchen Glück».