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Musik als Kommunikationshilfe

Viviane Kauflin-Lyoth, Verantwortliche Fundraising

23. Juli 2021

Musik geht direkt ins Herz, öffnet die Sinne, beruhigt die Seele. Wird Musik zur Sprache, tun sich Welten auf. Wer einmal erlebt hat, wie ein in sich gekehrter Mensch mit schwerster Beeinträchtigung bei einer Berührung oder beim Klang einer Melodie den Kopf hebt und sich zu einem hinneigt, wird immer wieder diesen einen Moment der Kontaktaufnahme suchen. Es ist der Augenblick, in dem seine innere Isolation aufbricht und er die Kontaktaufnahme annimmt.

«Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an.»

E.T.A. Hoffmann, Schriftsteller

Das ist alles andere als einfach. Denn obwohl die von der Schweiz im Jahr 2004 ratifizierte UN-Behindertenrechtskonvention fordert, Hindernisse zu beheben, mit denen Menschen mit Behinderungen konfrontiert sind, bleibt für Menschen mit schwerster Beeinträchtigung die Schwierigkeit des Verstehens und Verstandenwerdens.


Interaktion erfordert Wachheit

Wie sollen sie sich mitteilen, verstanden fühlen, teilhaben, wenn ihre Beeinträchtigung Fähigkeiten wie «sich ausdrücken können» verhindert? Ja, wenn sie von sich aus keine Interaktion eingehen können und auf Betreuungspersonen angewiesen sind, die ihre Bedürfnisse wahrnehmen, richtig interpretieren und ihnen ermöglichen, in Austausch zu kommen? Mehr als die Hälfte der im Wagerenhof lebenden Menschen haben einen hohen Hilfebedarf. Nur wenn sie das richtige Mass an basaler Pflege erhalten, ist es ihnen möglich, in den Zustand der beruhigten Wachheit zu kommen. Diese ist Voraussetzung, damit sie Interesse an ihrer Umwelt entwickeln und eine Interaktion überhaupt möglich wird.

Bereits die Schaffung von körperlichem Wohlbefinden kann eine Voraussetzung für die Zuwendung zur Umwelt und das Entstehen von Kommunikation sein. Macht der Mensch mit schwerst-mehrfacher Beeinträchtigung die Erfahrung, dass sein Gegenüber sein Bedürfnis wahrnimmt, versteht und entsprechend antwortet, erfährt er Resonanz. Seine eigene Selbstbedeutung wird für ihn erfahrbar, er erlebt sich als agierende, autonome Persönlichkeit. Dies wiederum kann seine grundsätzliche Bereitschaft öffnen, sich auf weitere Angebote einzulassen oder sogar selber zu initiieren.

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Musik als Kommunikationshilfe

Wir beobachten bei Menschen mit basalem Bedarf, dass Musik sie auf besondere Weise berührt und stimuliert. Diese Beobachtungen werden gestützt durch wissenschaftliche Erkenntnisse, die bestätigen, dass Musik wichtige Veränderungen auf der physiologischen Ebene im Körper auslöst. Sie kann zum Beispiel organische Funktionen wie Atmung beschleunigen oder verlangsamen. Auf der psychologischen Ebene kann sie eine beruhigende Wirkung haben oder zu Aktivitäten auffordern. Auf intellektueller Ebene hilft sie, sich zu konzentrieren und das innere Erleben anzuregen, einen Dialog aufzunehmen.
 

Musik aktiviert mit Klangfarbe, Rhythmus, Melodie, Harmonie und Stille die eigenen Ressourcen und ermöglicht den emotionalen Zugang zu sich selbst und zur Umwelt. Manchmal sind es nur Vitalzeichen, wie körpereigene Rhythmen, Muskelspannung, Gestik, Mimik, Atmung, die eine Reaktion anzeigen und wahrgenommen werden. Durch eine entsprechende Antwort des Gegenübers gewinnt dieses Signal eine Bedeutung. Ein Dialog entsteht.
 

Schaffen eines basalen Musikangebotes

Mit der Schaffung eines basalen Musikangebotes, das von Wohngruppe zu Wohngruppe wandert und die Menschen dort abholt, wo sie sich am wohlsten fühlen, wollen wir ihnen eine musikbasierte Kommunikationshilfe als festen Bestandteil im Alltag anbieten. Nicht das Erlernen eines Instrumentes oder der therapeutische Ansatz ist das Ziel, sondern das Miteinander-Kommunizieren-Können. Kleinste Lebensäusserungen werden in improvisierte Musik umgesetzt, die den Menschen mit schwerster Beeinträchtigung hilft, sich aus der inneren Isolation zu befreien, die Umwelt zu entdecken, in Kontakt mit sich und anderen zu treten. Musik als Kommunikationsmedium ohne Worte und Bilder. Musik als Kommunikationsmedium über Klang und Emotionen.
 

Warum brauchen wir Ihre Spende?

Musikbasierte Kommunikationshilfe für Menschen mit schwerster Beeinträchtigung ist noch weitgehend unerforscht und es fehlen entsprechende Finanzierungshilfen. Wir wollen das Angebot deshalb für ein Jahr als wissenschaftlich begleitetes Pilotprojekt lancieren, um valide Erkenntnisse über seine Wirksamkeit zu erhalten. Haben Sie Fragen zu Spenden, interessiert Sie ein bestimmtes Thema? Wir freuen uns auf Ihre Kontaktnahme: Viviane Kauflin-Lyoth, spenden@wagerenhof.ch, Tel. 044 905 13 20

Stiftung Wagerenhof, Asylstrasse 24, 8610 Uster, Spendenkonto: Postkonto 80-2573-0 oder IBAN CH30 0900 0000 8000 2573 0

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