img
Stiftung Wagerenhof

Glückliche Wendung zum Traumberuf

Daniela Peter, Marketingverantwortliche

13. Juli 2021

Schon mit 14 Jahren engagierte sie sich als Freiwillige für Menschen mit Beeinträchtigung. Es brauchte aber einen kleinen Umweg, bis Carmen Kreis zu ihrer Berufung fand. Heute ist sie eine erfahrene Pflegefachfrau und steht vor einem grossen Karriereschritt. Ein Pflegeberuf sei für sie nicht möglich, sie könne keine Spritzen setzen, sagte Carmen Kreis als Teenager ihrem Berufsberater. 

«Weil wir die Bewohnerinnen und Bewohner gut kennen, sind wir in der Lage, Ersteinschätzungen vorzunehmen.»

Carmen Kreis, Dipl. Pflegefachperson

Heute weiss die 32-Jährige längst nicht mehr, wie viele Injektionen sie in ihrer bisherigen Berufslaufbahn schon durchgeführt hat. «Sicher Hunderte», lacht die diplomierte Pflegefachfrau. Carmens berufliche Karriere hat kürzlich Fahrt aufgenommen: Im Sommer 2021 wird sie eine neue, leitende Position übernehmen. Doch davon später. Warum sie sich dann doch für eine Pflege-Ausbildung entschied, lassen wir ebenfalls noch kurz offen. Zuerst erzählt Carmen nämlich mit leuchtenden Augen, wie sie vor fünf Jahren in den Wagerenhof gefunden hat. 

Die Stimme der Pflegenden hat Gewicht

«Schon beim Schnuppern bekam ich den Eindruck, dass das Pflegedienst-Team ein gutes Miteinander hat und die Tätigkeit hier sehr spannend ist.» Carmen, die damals bereits je drei Jahre in der Akutpsychiatrie und bei der Spitex gearbeitet hatte, war zu jenem Zeitpunkt in einer orthopädischen Klinik tätig. Sie habe dort viel gelernt, betont sie. «Aber in der Orthopädie gibt es immer viel Wechsel, denn die Knie-Chirurgie erfordert oft keinen langen Spitalaufenthalt mehr. Das ist ja super, aber mir fehlte halt doch etwas.» Im Wagerenhof sei ein Beziehungsaufbau möglich, weil die meisten Bewohnerinnen und Bewohner über Jahrzehnte hier leben. Der Mensch in seiner Ganzheit stehe im Zentrum – es sei möglich, einen Prozess zu begleiten und eine Entwicklung zu verfolgen. «Man hat Kontakt zu den Angehörigen und wird bei interdisziplinären Gesprächen beigezogen. Ich würde sagen, hier ist die Stimme von uns Pflegenden erwünscht und hat mehr Gewicht.»

Grosse Bandbreite der Tätigkeiten

Weil es im Wagerenhof einen «Pflegedienst Nacht» gibt, ein fixes Team von Mitarbeitenden, die den Dienst in der Nacht vorziehen, endet für die Mitarbeitenden im «Pflegedienst Tag» die Arbeit spätestens um viertel nach Acht. So kann Carmen auch mit ihrem 90  %-Pensum genügend freie Zeit mit ihrem Mann verbringen. Doch um zu erklären, was sie an ihrem Job im Wagerenhof besonders schätzt, betont sie andere Punkte: «Die Bandbreite der Tätigkeiten ist sehr gross.» Zwar könne jederzeit die Institutionsärztin beigezogen werden, «aber weil wir die Bewohnerinnen und Bewohner gut kennen, sind wir in der Lage, eine Ersteinschätzung vorzunehmen, wenn sich jemand unwohl fühlt. Wir tauschen uns fallbezogen aus, profitieren gegenseitig von den Erfahrungen und können so die passenden Massnahmen bestimmen.»

 

Kommunikation als Jobbereicherung

Auch Spezialthemen wie Sondenernährung oder Epilepsie würden die Arbeit vielseitig und letztlich auch verantwortungsvoller machen, erzählt Carmen. Besonders spannend sei die Kommunikation: «Die meisten Menschen, die im Wagerenhof leben, haben aufgrund ihrer kognitiven Beeinträchtigung eingeschränkte verbale Ausdrucksmöglichkeiten. Hier braucht es Achtsamkeit und viel Einfühlungsvermögen.» Es ist keine Frage, dass Carmen diese Kompetenzen mit Freude einsetzt. Ist eine solche Verantwortung manchmal auch belastend?

«Meistens können wir ja zu zweit entscheiden. Und bei schwer einschätzbaren Situationen ziehen wir unsere Insitutionsärztin bei.» Wer neu in den Pflegedienst eintrete, durchlaufe zudem ein mehrwöchiges Einführungsprogramm und werde danach so lange begleitet wie erforderlich.

 

Lernbegleitung und Führungsverantwortung

Die Stiftung Wagerenhof legt grossen Wert darauf, Ausbildungsplätze anzubieten. Im Bereich Gesundheit & Medizin werden Fachfrauen und Fachmänner Gesundheit (FaGe) sowie Assistentinnen und Assistenten Gesundheit und Soziales (AGS) ausgebildet. Durchschnittlich durchlaufen sechs Lernende ihre Ausbildung. Carmen ist seit kurzem Bildungskoordinatorin G&M. Sie unterstützt die internen Berufsbildnerinnen und Berufsbildner und betreut selbst Lernende. «Das mache ich sehr gern.» Damit wären wir beim eingangs erwähnten Karriereschritt: Ab Sommer 2021 sind die Wohngemeinschaften neu in sechs Hausverbunden organisiert, geführt von je einem Leitungstrio.

Diese drei Führungspersonen übernehmen die betriebliche, agogische und pflegerische Verantwortung für ihren Verbund. Eine dieser «Pflegerischen Hausverantwortlichen» ist Carmen Kreis. «Ich freue mich sehr darauf, weil wir so noch enger mit der Agogik zusammenarbeiten können. Davon profitieren auch die Bewohnerinnen und Bewohner.» Neu werden auf jeder Wohngemeinschaft Pflegefachpersonen arbeiten, die so – direkt vor Ort – noch besser auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen können. «Es existiert aber weiterhin auch ein zentraler Pflegedienst, den wir neu Gesundheitspraxis nennen.» Dieser decke Notfälle ab, unterstütze bei Bedarf die Wohneinheiten, mache Schulungen, organisiere die Arztsprechstunde und externen Termine.

«Meistens können wir ja zu zweit entscheiden. Und bei schwer einschätzbaren Situationen ziehen wir unsere Insitutionsärztin bei.» Wer neu in den Pflegedienst eintrete, durchlaufe zudem ein mehrwöchiges Einführungsprogramm und werde danach so lange begleitet wie erforderlich.

 

Eine neue Stelle im Wagerenhof?